
Kollmorgen Automation ist Teil von Kollmorgen, das wiederum zu der an der NASDAQ gelisteten Altra Industrial Motion-Gruppe gehört. Das Unternehmen entwickelt und verkauft Produkte und Dienstleistungen rund um Automatisierungslösungen für den Einsatz in der Lagerhaltung und der Fertigung. Die Anfänge von Kollmorgen Automation gehen auf einen schwedischen Familienbetrieb zurück (NDC - Netzler & Dahlgren Co AB), der in den 1960ern gegründet wurde und seit den 1970ern AGV-Lösungen entwickelt.
E.E: Welches sind die wichtigsten Tätigkeitsbereiche des Unternehmens?
P.B: Wir entwickeln Technologien für fahrerlose Fahrzeuge, insbesondere für fahrerlose Transportfahrzeuge (AGV), mobile Roboter und autonome mobile Roboter (AMR). Die Bandbreite der Lösungen unter der NDC-Marke basiert auf einer modularen Plattform, die eine einfache individuelle Anpassung ermöglicht. Wir verkaufen an Partner in einem Netzwerk aus Autobauern und Systemintegratoren, die dann mithilfe unserer Produkte Systemlösungen für ihre eigenen Kunden entwickeln. Kollmorgen hat weltweit mehr als 80 Partner, einschließlich Toyota, Mitsubishi, Jungheinrich, Raymond, Hangcha, EK Automation, Swisslog, Scott Automation, SDLG und SmartGuy.
E.E: Welche Neuigkeiten gibt es 2020 in Bezug auf neue Produkte?
P.B: Kollmorgen bietet nun eine AMR-Lösung als sinnvolle Ergänzung zu unserem AGV-Angebot, um die Nachfrage nach Lösungen mit einer höheren Flexibilität zu erfüllen. Im Allgemeinen zeichnen sich unsere AGV-Lösungen durch hohe Zuverlässigkeit und großen Durchsatz aus, während unsere AMR-Lösungen durch Autonomie, Flexibilität und einfache Integration gekennzeichnet sind. Ich glaube, dass in der Zukunft die Funktionen von AGV und AMR verschmelzen werden – AGV-Systeme werden immer mehr AMR-Funktionen erhalten, beispielsweise Fähigkeiten zur Selbstoptimierung. Wir konzentrieren uns auch intensiv auf UX (User Experience), um die Arbeit mit unseren Produkten so schnell und einfach wie möglich zu machen. Es ist ein wichtiger Bereich für uns und für die Industrie.
EE: Welche Bandbreite an Produkten vertreiben Sie?
P.B: Unser Angebot an Hardwareprodukten umfasst Fahrzeugsteuerungen, Navigationssensoren, Displays und Servoverstärker. Auf der Softwareseite bieten wir eingebettete Software, zum Beispiel millimetergenaue Lokalisierungssysteme. Es gibt auch Serversoftware in Form von Verkehrsrechnern für die Steuerung und Optimierung von Systemen mit mehreren AGVs sowie webbasierte Lösungen und Tools für die Konfiguration, Überwachung und Diagnose von AGV-Systemen.
E.E: In welcher Phase befindet sich der Markt derzeit?
P.B: Noch vor zehn Jahren wurden unsere Produkte in erster Linie an Technologie-fokussierte Nischenkunden verkauft. In den letzten Jahren ist viel passiert und der Markt ist gereift. Automatisierung kam immer häufiger in der Lagerhaltung und Fertigung zum Einsatz, was zum Teil der Umstellung auf Industrie 4.0, dem Wachstum des E-Commerce-Sektors und auch dem Fachkräftemangel geschuldet ist. Die zunehmende Verwendung automatisierter Lösungen im Privatbereich, wie beispielsweise autonome Rasenmäher, Staubsauger, digitale Assistenten sowie der Hype rund um autonomes Fahren haben ebenfalls dazu beigetragen, den Weg zu ebnen.
E.E: Was können Sie uns über Markttrends sagen?
P.B: E-Commerce ist in den letzten Jahren durch die Decke geschossen, was auch den Markt für automatisierte Lagerhaltung beflügelt hat. Auf E-Commerce lassen sich viele Innovationen in diesem Bereich zurückführen und dieser Trend hat seinen Siegeszug auch in anderen Segmenten angetreten. Die aktuelle Elektrifizierung der Industrie hat wegen der schnellen Reife elektrischer Lösungen in gewissem Umfang auch Auswirkungen auf uns. Auch die Standardisierung in diesem Bereich nimmt zu, wie das Beispiel der ISO-Sicherheitszertifizierung zeigt. Schließlich möchte ich auf den Trend hinweisen, dass heutzutage immer mehr große Unternehmen in den Automatisierungsmarkt vordringen und dort tätig werden, während dort früher fast nur kleine Unternehmen aktiv waren. Wir beobachten jedoch, dass wir immer mehr potenzielle Partner gewinnen.
E.E: Welches sind die innovativsten Produkte, die vermarktet werden?
P.B: Die Triebfeder für unsere Innovationen ist der Unternehmenswert. Wir fokussieren uns darauf, Lösungen und Produkte zu finden, von denen unsere Endkunden und Partner profitieren. Die neueste Version für unsere Verkehrsmanagementsoftware ist AI-basiert und liefert unter Verwendung von Datenanalysen und smarten Algorithmen automatisierte Verkehrsflüsse. Wir haben eine Reihe von Algorithmen entwickelt, die für verschiedene Arten von Verkehrsflüssen optimiert wurden wie beispielsweise der E-Commerce und die Fertigung. Ein weiteres Beispiel ist selbstkonfigurierende Systemsoftware. Wir haben auch „smarte“ Sicherheitssysteme implementiert, die verschiedene Arten von Hindernissen erkennen und auf der Basis dieser Informationen unabhängige Aktionen ausführen können.
E.E: Was erwarten Sie für 2020?
P.B: Die Covid-Pandemie hat bei den Endnutzern zu einer zögerlichen Investitionstätigkeit geführt. Kollmorgen bewegt sich jedoch mit voller Kraft voraus und wir investieren in unser Unternehmen, um Innovationen voranzutreiben und die Produktentwicklung zu beschleunigen. Covid wird ein Motor sein, der den Wandel der Industrie befeuert und einen erheblichen Zuwachs an automatisierten Lösungen in der Zukunft bewirken wird. Zwar war die Entwicklung 2020 sehr gedämpft, aber wenn wir in Richtung 2022 oder 2023 blicken, wird die Branche zunehmend wieder an Fahrt aufnehmen.