Was ist COTS? Wenn Sie Informationen zu COTS erhalten möchten, gehen wir davon aus, dass Sie in irgend einer Form mit der Verteidigungsindustrie zu tun haben. Falls Sie auf der Suche nach Campingausrüstung sind, sind Sie leider an der falschen Adresse. COTS ist ein Begriff, der in der Verteidigungsindustrie seit fast 25 Jahren geläufig ist – doch wie ist er heute für uns relevant?
COTS, Kurzform für “Commercial Off-The-Shelf”, beschreibt COTS-Produkte, die für den Verkauf an die Öffentlichkeit hergestellt werden und leicht erhältlich sind und auch für Verteidigungsprogramme verwendet werden können. Das amerikanische Verteidigungsministerium definiert den Begriff in der Federal Acquisition Regulation (FAR)* als offiziellen Begriff, um Produkte (und Dienstleistungen) zu definieren, die auf dem kommerziellen Markt erhältlich sind und im Rahmen von Beschaffungsverträgen der Regierung erworben und verwendet werden können.
Warum das in der Verteidigungsbranche wichtig ist? Kriegssoldaten von heute haben im Gefecht mit Bedrohungen zu tun, die technisch fortschrittlich sind und sich mit rasanter Geschwindigkeit entwickeln. Um diesen Bedrohungen standhalten zu können, muss das Militär Verteidigungssysteme auf dem Feld einsetzen (sowohl in traditionellen, als auch asymmetrischen Kriegsoperationen), die schneller, leichter und kostengünstiger sind, als es das ursprüngliche Verteidigungssystem in der Vergangenheit erlaubte.
Wo liegt der Ursprung von COTS?
Der Begriff COTS wurde 1994 nach Einreichen eines Memos des ehemaligen amerikanischen Verteidigungsministers William Perry ins Verteidigungslexikon eingetragen. Dem Memo lag eine Anweisung zugrunde, nach der “Commercial Off-The-Shelf”, also COTS-Produkte, so weitverbreitet und oft wie möglich in Verteidigungssystemen eingesetzt werden sollten. Auf diese Weise sollte Programmverzögerungen und unnötigen Ausgaben entgegengewirkt werden (Wer erinnert sich noch an den 600 USD teuren Toilettensitz?)
Obwohl COTS in den Augen so genannter Industrieexperten als “Radio Shack technology” abgetan wurde, steht der Name heutzutage für kommerziell entwickelte Technologien – nicht „Consumer Off the Shelf“ – und wird als tragfähiges Konzept für Verteidigungsprogramme angesehen, um Kosten, Organisation und Leistungsanforderungen effektiv zu handhaben. Der Militärdienst erkennt an, dass das Errichten neuer Systeme im Vergleich zu früher durch den Beitrag von COTS um 25-35 % weniger Zeit bedarf.
Die zehn führenden Unternehmen der Verteidigungs- und Raumfahrtbranche verwenden COTS sogar, um ihre eigenen Produkte und Dienstleistungen in der Fachpresse, auf Handelsmessen und Branchenkonferenzen zu vermarkten. COTS steht für Tradition und individuellen Kundenservice, wodurch Ertragsprognosen gesteigert und Programmausfälle gemindert werden können.
Es gibt jedoch einige Herausforderungen, bestehende COTS-Produkte mit hochentwickelten Funktionen in Systeme zu integrieren, die den militärischen Anforderungen gerecht werden. Diese Systeme müssen schließlich im Kampfeinsatz effektiv einsetzbar sein und gleichzeitig die Ziele des Programms erfüllen. Dazu gehören Kosten, Leistung, Lieferung, Support und Risikoschmälerung.
Selbst wenn ein Produkt die militärischen Anforderungen erfüllt, bestimmt die Wahl des richtigen Produkthändlers, der langfristig die Anforderungen des Programms erfüllen kann, ein entscheidender Faktor für die Risikoverwaltung. Diese Entscheidung kann für den Erfolg des Verteidigungsprogramms des Kunden entscheidender sein als das eigentliche Produkt.
Faktoren, die bei der Wahl eines COTS-Produktanbieters beachtet werden sollten
- Setzt der Anbieter sich dafür ein, die einzigartigen Marktanforderungen der Verteidigungsindustrie zu erfüllen? (Spricht die Unternehmensgeschichte des Anbieters für das Engagement?)
- Können langfristige Programme durch den Betrieb und die Konstruktionsprozesse gefördert werden?
- Verwendet der Anbieter zuverlässige Produktionsprozesse und strenge Qualitätssysteme?
- Kann der Anbieter Konformitätserklärungen für bestehende COTS-Produkte vorlegen und langfristig liefern?
- Kann der Anbieter eine Produkthistorie für Produkte vorweisen, die unter extremen Bedingungen eingesetzt wurden, wie z. B. im Gefecht?
Obgleich COTS-Produkte für den sofortigen Einsatz ausgelegt sind, kann es vorkommen, dass ein Produkt auf die Anforderungen des Kunden zugeschnitten werden muss. Normalerweise werden Anpassungen jedoch nicht von COTS-Anbietern unterstützt, weshalb System-Upgrades eine große Herausforderung sein können.
Eine weitere Herausforderung für COTS-Programme stellt auch die Veralterung von Bestandteilen und Prozessen dar. Anbieter sollten zuverlässige Überwachungssysteme einsetzen, um eine reibungslose Produktion während der Betriebszeit des Produkts zu gewährleisten.
Einige Unternehmen haben dem durch die Einführung von Produktfamilien entgegengewirkt: eine Vielzahl an Produkten im „Sortiment“ ermöglicht es dem Kunden, die Vorteile von optimierter Leistung in einem „kommerziell verfügbaren Produkt“ zu nutzen”.
Der Einsatz von COTS Produkten in Verteidigungsprogrammen kann die Entwicklungs-, Bereitstellungs- und Gesamtkosten des Programmlebenszyklus reduzieren. Um aus dem COTS-Angebot maximalen Nutzen ziehen zu können, ist es für den Kunden maßgeblich, den richtigen Anbieter zu wählen. Der richtige Anbieter bietet die neueste Betriebstechnologie sowie kaufmännische und technische Betreuung, damit die Programme seiner Kunden erfolgreich gehandhabt werden und Produktions- und Implementierungspläne wirksam gestützt werden können. COTS-Anbieter, die den hohen Anforderungen von Verteidigungsprogrammen nachweislich und langfristig gerecht werden, gelten bei Marktführern, Anbietern und dem militärischen Endnutzer als entscheidender Faktor für die erfolgreiche Umsetzung eines Verteidigungsprogramms.
* Unterabschnitt 2.101 – darin wird der gesetzliche Maßstab für den Begriff „Commercially available off-the-shelf (COTS)“ definiert